Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

von Mitgliedern des Bundesbündnis für Böden wurde uns das derzeit in der Evaluierungsphase befindliche Positionspapier „Schutzgut Boden und Flächenverbrauch“ (P.Huber, J.Thomas 2017) zur Verfügung gestellt. Das Positionspapier aus dem Süden Baden-Württembergs geht darin ausführlich auf die Lage in der Region ein, zeigt dabei aber auch sehr deutlich die bundesweit zu beklagenden Missstände und Probleme auf.

Nahrungsmittelproduktion im großen Stil ausgelagert

Der Krieg gegen die Ukraine zeigt uns aktuell eindringlich, in welchem Ausmaß unsere Nahrungsmittelproduktion in andere Länder ausgegliedert wurde und in welche Abhängigkeit wir uns begeben haben. Der völkerrechtswidrige, auf das Schärfste zu verurteilende Angriffskrieg auf die Ukraine, der „Kornkammer Europas“, wirft in dringlichster Form die Frage auf, in wie weit die Versorgungssicherheit unserer Bevölkerung durch eigene Landwirtschaftsflächen noch zu sichern wäre. Für die Bevölkerung ist aktuell spürbar, dass alltägliche „Lebensmittel“ wie z. B. Sonnenblumen- und Rapsöl aufgrund des Krieges entweder überhaupt nicht oder nur kontingentiert zu bekommen sind. Für Weizen und anderes Getreide werden noch nie da gewesene Höchstpreise aufgerufen.

Unsere Böden – die Basis für die Erzeugung von Nahrungsmitteln – werden zerstört

Wer nun die These vertritt, dass unsere Landwirte doch nur das Produktionsvolumen erhöhen müssten, um Lieferausfälle aus Drittländern zu kompensieren, muss auch erklären, wo die Anbauflächen herkommen sollen? Fortwährend werden für z. B. Gewerbeansiedlungen, Wohngebiete, Straßenbau usw. fruchtbarste Ackerböden bedenkenlos geopfert. Wie bekannt planen die Frankfurter ja mit der Josefstadt einen ebensolchen unsäglichen Frevel!

Unsere Böden, das Stück Erde, von dem wir alle leben, werden bei Lichte betrachtet „behandelt wie der letzte Dreck“. So kann und darf es nicht weitergehen!

Wir sind der festen Überzeugung, dass das Schutzgut Boden und seine elementaren Auswirkungen auf die anderen Schutzgutkategorien wie Klima, Wasser, Fauna und Flora sowie seine Bedeutung beim Thema Flächenverbrauch landwirtschaftlich genutzter Böden bisher nicht den Schutz genießt, der dem Boden als unsere Lebensgrundlage grundsätzlich eingeräumt werden muss.

Die Politik schreit immer nur „Bauen, Bauen, Bauen“

Das Mantra Bauen, Bauen, Bauen und die bewusst gewählte Verknüpfung des Wortes Wohnraum mit Begriffen wie „Beschleunigung, Offensive und Mobilisierung“ dient allein der rhetorischen Aufrüstung.

Wer profitiert denn alles Wohnraumvermehrung? Es sollte die schlichte Tatsache zur Kenntnis genommen werden, dass die Umwandlung landwirtschaftlicher Nutzflächen in Siedlungsstrukturen einer einzigen Gelddruckmaschine gleichkommt.

Der Bodenverbrauch schafft die Voraussetzung für den zunehmend heiß laufenden Konjunkturmotor der Bau- und Immobilienwirtschaft. Daran verdient ein ganzes Heer an Entwicklern, Gutachtern, Notaren, Maklern, Vermessungsbüros, Architekten, Planern, Rechtsanwälten, Baufirmen, Kieswerke, Baumärkte, Banken, Straßenbauer, Gemeindekassen und last but not least auch das Land (Grunderwerbsteuer).

Bei soviel monetären Interessen, bleiben die Landwirte und Umweltschützer oftmals auf der Strecke.

Abgekartetes Spiel der Akteure

Die Studie zeigt auf, dass die von den Kommunen beauftragten Gutachter und die Bürgerforen fast immer die Aufgabe haben, den Widerstand der Bevölkerung gegen die Bebauung von Ackerböden und Wiesen zu brechen. Dies geschieht durch einseitige Gutachten, fragwürdige Ausgleichsmaßnahmen und eine oft vorgetäuschte Bürgerbeteiligung, die letzten Endes nur zwischen schlecht und miserabel auswählen kann.

Gleich so wie das von der Stadt Frankfurt inszenierte „Consileum“. Eine Alibiveranstaltung mit dem Ziel, das Klagerecht der Bürger einzuschränken und Mitbestimmung zu suggerieren!

Das Positionspapier zieht ein eindeutiges Fazit:


„Auch in Zeiten der Digitalisierung, Gentechnik, Raumfahrt, künstlicher Intelligenz und Globalisierung sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass wir als Lebewesen „Mensch“
nicht nur auf, sondern insbesondere von der Erde leben. D. h. wir sind auf die Nahrung angewiesen, die die Landwirte auf ihren Flächen produzieren. Kein Wenn und Aber!“

Hier der Link zur Webseite mit dem Positionspapier

https://zukunftsforum-nuo.wixsite.com/znuo

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