Eröffnungsrede vom Erntefest am Rossmarkt 21.9.2017

Rede zur Eröffnung des Erntefest am Frankfurter Rossmarkt 21.9.2017 von Mathias Mehl,
Kreislandwirt und ehrenamtliches Magistratsmitglied

 

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie sehr herzlich im Namen des Magistrats der Stadt Frankfurt am Main und heiße Sie sehr herzlich willkommen auf dem Roßmarkt hier in dieser schönen Stadt Frankfurt am Main. Ich stehe hier oben in Vertretung von Oberbürgermeister Peter Feldmann, der sehr gerne gekommen wäre um Ihnen Rede und Antwort zu stehen. Leider kann er aufgrund von Terminschwierigkeiten heute nicht hier sein und hat mich als Kreislandwirt und ehrenamtliches Magistratsmitglied deshalb gebeten, hier ein paar Worte zu sprechen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf dem Frankfurter Landwirtschaftlichen Verein sehr herzlich dafür danken, das es ihm auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, das Erntefest auf dem Roßmarkt jetzt zum 34. Mal auf die Beine zu stellen. Mit diesem Fest bringen Sie die Landwirtschaft in die Stadt und geben der städtischen Bevölkerung einen Einblick in die Abläufe der landwirtschaftlichen Betriebe und präsentieren dabei auch Produkte aus der Region. Dazu kommt die Tierausstellung, die immer wieder ein Publikumsmagnet, insbesondere für Kinder ist. Aber auch die Ausstellung von historischen und modernen Landmaschinen zieht immer wieder die Besucher an.

Auch das Wetter scheint günstig für Sie sein, die Wettervorhersage hat sich gerade zu Beginn des Festes wesentlich verbessert und nach dem Regen der vergangenen Tage hat sich Sonnenschein angekündigt. Aber wir Landwirte kennen das ja mit dem Wetter.

Dennoch ist die Stimmung der Landwirtschaft in Frankfurt am Main eingetrübt, da die Stadt Frankfurt vertreten durch Planungsdezernent Mike Josef vor einigen Wochen verkündet hat, auf den Ackerflächen im Frankfurter Nordwesten zwischen Praunheim und Niederursel auf Frankfurter Seite und Weißkirchen, Steinbach und Eschborn auf der angrenzenden Seite in einem Suchraum von 550 Hektar einen neuen Stadtteil mit rund 11500 Wohnungen für 30000 Menschen zu errichten. Davon betroffen sind rund 20 Landwirte, fünf aus Frankfurt am Main und 15 aus Eschborn, Steinbach und Weißkirchen. In dem Suchraum von 550 Hektar liegen rund 350 Hektar bestes Ackerland, die durch die Bebauung für immer verloren wären, etwa 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in dieser Stadt. Sowas sollte man sich deshalb gut überlegen.

Denn dazu kommen noch weitere 135 ha Ackerland, die über die Stadt verteilt sind und für die derzeit Bebauungspläne erstellt werden. Ich nenne hier das Hilgenfeld, Bonames-Ost/Am Eschbachtal zwischen Harheim und Bonames, Nieder-Erlenbach Am Riedsteg, und den Westrand Nieder-Erlenbach und in Bergen-Enkheim und einige andere. Was ist das eigentlich für eine ärmliche Perspektive für eine Stadt, alles zuzubauen bis zur Stadtgrenze?

 

Der landwirtschaftliche Berufsstand führt schon lange diese Diskussion mit den Vertretern der Stadt Frankfurt am Main und weist auf die Bedeutung der Landwirtschaft in Frankfurt und der Region hin und den Wert von fruchtbarem Ackerland für die Menschen. Man kann nicht immer regionale Lebensmittel fordern, aber dann alles zubauen. Frankfurt wäre nicht so groß, wenn es nicht inmitten von fruchtbarem Ackerland läge, von dem in all den Jahrhunderten Nahrungsmittel in die wachsende Stadt geliefert wurde. Mit solchen Entscheidungen vergisst man seine Wurzeln.

Deshalb ist die Forderung von allen Landwirten in dieser Stadt, das Wachstum der Stadt und den Bevölkerungszuzug abzufedern über mehr Innenentwicklung und mehr Nachverdichtung und den Eingriff in die Freifläche auf ein Minimum zu begrenzen. Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung.

Es gibt die tollsten Städte auf dieser Welt, die wesentlich dichter besiedelt sind als Frankfurt am Main wie z.B. Paris, wir schwärmen von der tollen Lebensqualität und fahren dorthin in Urlaub. Ich möchte an dieser Stelle den weltbekannten Frankfurter Stadtplaner Albert Speer zitieren, der leider in der vergangenen Woche verstorben ist: Es gibt noch viel Platz IN dieser Stadt.

Deshalb sollte wir dieses Erntefest auch weiterhin nutzen, um die Belange der Landwirtschaft zu zeigen. Mit solchen Festen können wir unsere Anliegen am besten vortragen und unsere Betroffenheit darstellen.

Ich wünsche deshalb dem 34. Erntefest auf dem Roßmarkt einen schönen Verlauf bei bestem Wetter und bitte darum mit den Planungen für das 35. Erntefest umgehend zu beginnen.

Vielen Dank

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4 Kommentare
  1. Eckhard Horstmann sagte:

    Mathias Mehl spricht das Wesentliche an.
    Mike Josef ist ein “Stadtschwärmert” ohne jeden substantiellen Hintergrund.
    Einem solchen…… kann man keine Verantwortung über grundsätzliche Fragen der Stadtplanung überlassen.
    Wir müssen dem widerstehen.
    Von Flächennutzung im gesamtregionalen Bereich fehlt dort jedes Grundwissen!!!
    Mit wenig hoffnungsvollen Grüßen ,
    Eckhard Horstmann
    .

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  2. Salb-Herrmann sagte:

    Die Rede von Herrn Mehl spricht all die Aspekte an, die auch mir wichtig sind.
    Motto: Global denken, regional handeln. Heißt, auch den Klimawandel mitbedenken und ihn nicht durch Versiegelung fördern.
    Regionale Produkte vermeiden Transportwege, sprich CO 2 – Ausstoß.

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